Sehr geehrte Damen und Herren, Mesdames et Messieurs, liebe Freundinnen und Freunde, chères amies et chers amis,
zur Zeit erleben wir, in welch atemberaubender Geschwindigkeit autoritäre Gewaltmenschen Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit unterhöhlen. Donald Trump und seine Gesellen zeichnen sich aus durch "... Neoimperialismus, die Neigung zur offensichtlichen Leugnung des Faktischen, die Verachtung für die liberale Demokratie [und] speziell für Minderheitenrechte …“, schreibt der Historiker Martin Schulze Wessel am 17. März in der Süddeutschen Zeitung. Die New York Times dokumentierte am 7. März mehr als 200 Begriffe, deren Benutzung Trump in der US-Verwaltung verbieten lässt; darunter 'antiraciste', 'identity 'LGBT', 'sexual preferences' und 'transsexual'.
Ob Minderheiten akzeptiert oder unterdrückt werden, ist ein wichtiges Zeichen, an dem man das Wesen eines Systems erkennen kann.
Vor 80 Jahren befreiten die Alliierten, darunter französische Soldaten, Europa von der NS-Terrorherrschaft und natürlich war die Unterdrückung und Vernichtung von Minderheiten auch ein wichtiges Element der NS-Diktatur.
In unseren nächsten Salon, am 6. April, haben wir einen Wissenschaftler eingeladen, der diese Seite des Nationalsozialismus am Beispiel des Elsass untersucht.
Wir freuen uns wieder über Ihr Interesse im neuen (und alten) Domizil unserer Salons, dem Kulturzentrum Merlin im Stuttgarter Westen.
Herzliche Grüße
März 2025
Ralf Kröner
Vor 80 Jahren ging der 2. Weltkrieg zu Ende. Die Vertreter Westdeutschlands taten sich lange schwer, im Zusammenhang mit dem Kriegsende das Wort „Befreiung“ zu verwenden. Erst 1985 hat der damalige Bundespräsident, Richard von Weizsäcker, in einer Rede im Bundestag gesagt: „Der 8. Mai 1945 war ein Tag der Befreiung". Was in Westdeutschland Schwierigkeiten machte, war in Frankreich selbstverständlich: Natürlich bedeutete die Kapitulation der deutschen Wehrmacht, die am 7. Mai 1945 in Reims unterzeichnet wurde, Befreiung.
Um an das Ende der NS-Terrorherrschaft zu erinnern, begeben wir uns in unsere direkte Nachbarschaft: Das Elsass war ein ewiger Zankapfel zwischen den beiden Mächten Frankreich und Deutschland. Bis ins 17. Jahrhundert gehörte es zum Heiligen Römischen Reich, dann zu Frankreich. 1871 wurde das Elsass vom neu gegründeten Deutschen Reich annektiert, kam 1918 zurück zur Französischen Republik. 1940 ließ Hitler es wieder annektieren und 1945 wurde es endgültig französisch.
Das Elsass war bis in das letzte Jahrhundert vor allem deutschsprachig, und deutsche Kultur spielte dort eine wichtige Rolle. Das führte zu einem Missverständnis: Viele Deutsche glaubten, die Elsässer wollten selbstverständlich Deutsche sein – ein Irrtum.
Als Beispiel dafür sei Karl Klein genannt, der vor 150 Jahren protestantischer Pfarrer in Fröschweiler bei Weißenburg im Elsass war. Klein hatte in Paris und Straßburg studiert, gehörte als Student in Straßburg zu einer deutsch-orientierten Burschenschaft und liebte Friedrich Schiller. Berühmt wurde er durch seine „Fröschweiler Chronik“. Klein beschrieb darin sehr anschaulich die verheerenden Auswirkungen des Krieges von 1870/71 auf seine Heimat. Das Buch wurde im Deutschen Reich zu einem Bestseller.
Zur Eroberung des Elsass durch das deutsche Militär äußerte er sich keineswegs begeistert: „... das Elsass, die schönste Provinz des Landes, ist vom Feind überflutet; (…) und von Basel bis Weissenburg schwebt auf allen Lippen nur noch eine Frage: „Wo ist Frankreich, wo ist unser großes, unüberwindliches Vaterland?“
Auch 1940 wurden die Elsässer nicht gefragt, ob sie Teil des von den Nazis beherrschten Deutschen Reichs werden wollten. Es begannen wieder schwierige Zeiten, vor allem für 100 000 junge Männer, die malgré nous – zum größten Teil wider Willen - in die deutsche Wehrmacht und Waffen-SS eingezogen und meist nach Russland geschickt wurden.
In zwei Salons werden wir uns mit dem Elsass während der Nazizeit befassen und hoffen wieder auf eine rege Beteiligung unserer Freundinnen und Förderer.
Januar 2025
Ralf Kröner
Marie-Joseph Bopp wurde 1893 in Schlettstadt im Elsass geboren. Zu diesem Zeitpunkt war das Elsass deutsch und seit dem Frankfurter Vertrag vom 10. Mai 1871 nach der französischen Niederlage Teil des Deutschen Reichs.
1916 wurde Marie-Joseph Bopp Lehrer für Französisch, Latein und Griechisch am Gymnasium Bartholdi in Colmar und nach dem Zweiten Weltkrieg für Deutsch.
Wenige Tage vor der Ankunft der deutschen Truppen in Colmar begann Bopp mit dem Schreiben seines Tagebuchs, das während der Jahre der Annexion zu seinem vertrauten Freund werden sollte. Das Schreiben wurde zu seiner einzigen Waffe.
Überall im Elsass herrschte Panik. Was also tun: Bleiben oder gehen? Als beamteter Lehrer zu bleiben, bedeutete, die Rückkehr des Elsass zum Deutschen Reich zu akzeptieren und sich in den aktiven Dienst des Führers und des nationalsozialistischen Großdeutschlands zu stellen. Zu gehen bedeutete, alles zu verlieren!
Am 17. Juni 1940 marschierten die Deutschen in Colmar ein. Mehr als fünf Jahre lang hält der Lehrer am Bartholdi-Gymnasium in Colmar alles fest, was er erlebt: die kleinen Dinge des Alltags ebenso wie die großen Ereignisse der Zeitgeschichte.
2004 erscheinen seine Erinnerungen im Verlag La Nuée Bleue (Die blaue Wolke). Marie-Joseph Bopp verfügte nämlich in seinem Testament, dass sein Tagebuch erst nach dem Jahr 2000 veröffentlicht werden durfte.
Marie--Joseph Bopp naît en Alsace, à Schlettstadt (aujourd’hui Sélestat), en 1893. A cette époque, l'Alsace est allemande et fait partie du Reich depuis le traité de Francfort signé le 10 mai 1871 après la défaite française.
En 1916, Marie-Joseph Bopp devient professeur de français, de latin et de grec au lycée (Gymnasium) Bartholdi de Colmar puis d'allemand après la deuxième guerre mondiale.
Quelques jours avant l'arrivée des troupes allemandes à Colmar, Bopp commence la rédaction d'un journal qui deviendra son confident amical pendant les années de l'annexion. L'écriture devient sa seule arme.
Partout en Alsace, c'est la panique. Alors, que faire : rester ou partir ? Rester, en tant que fonctionnaire-professeur comme Bopp, c'est signer et accepter le retour de l'Alsace au sein du Deutsches Reich et se mettre au service actif du Führer et de la Grande Allemagne Nationale-Socialiste. Partir, c'est tout perdre !
Le 17 juin 1940, les Allemands entrent dans Colmar. Pendant plus de cinq ans, l'enseignant du lycée Bartholdi de Colmar enregistre tout ce qu'il vit : les petites choses de la vie quotidienne comme les grands événements de l'histoire contemporaine.
En 2004, ses mémoires sont publiées aux éditions La Nuée Bleue. Marie-Joseph Bopp avait en effet, par testament, autorisé la publication de son journal uniquement après l'an 2000.
Nach dem Dezember Salon zeichnete der französische Konsul Gael de Maisonneuve die 1. Vorsitzende unseres Fördervereins, Catherine Gebhardt-Bernot, und unseren Geschäftsführer, Jörg-Henning Rössig, mit der Ehrenmedaille des Élysée-Vertrags aus. Er ehrte damit „das Engagement für die Freundschaft der beiden Völker und für die europäische Sache.“
Im Dezember spielten die Harfenistin Lucia Cericola und der Flötist Vitor Diniz-Barbosa französische Harfenmusik.
Präsentiert wurde Musik von Bernard Andrés, Georges Bizet, Eugène Bozza, Marcel Grandjany, Camille Saint-Saens und Ravi Shankar.
Die Musiker verbanden das Konzert mit einem Ratespiel. Sie gaben Hinweise zu den Komponisten und Stücken, und das Publikum musste raten, welche Stücke gespielt wurden. Die zahlreich erschienenen Gäste waren dabei im Großen und Ganzen erfolgreich.