Salons
Der Förderverein Deutsch-Französischer Kultur lädt alle zwei Monate zu einer Matinee ein, im Kulturzentrum Merlin, Augustenstr. 72, 70178 Stuttgart-West (S-Bahn Haltestelle Schwabstraße). Croissants und Getränke können bestellt werden. Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und Gesellschaft leisten kurze, aktuelle und auch kontroverse Beiträge. Anschließend hat das Publikum das Wort, Gespräche untereinander und mit den Gästen stehen im Vordergrund. Sie können lesen, wie die Erfinder unseren Salons, Barbara Mors-Stammler (hier) und Nicolas Rist (hier) ihre Vorstellungen darstellen. |
Hier können Sie alle Salons als Liste finden.
- Fakten
- Oktober 2021
Ralf Kröner im Gespräch mit Catherine Gebhardt-Bernot
1.) Einleitung
Tankred Dorsts Drama über die Münchner Räterepublik wurde im Jahr 1968 im Stuttgarter Staatstheater uraufgeführt. Wir durften mit der Schule eine Aufführung besuchen und waren fasziniert. Revolution, Räterepublik – diese Themen waren für meine Freunde und mich – wir waren damals 16 - unglaublich spannend. Und als dann drei Jahre später an 100 Jahre Pariser Commune erinnert wurde, war unser Interesse noch gewachsen.
Damals waren die Fragen, die die Commune aufgeworfen hat, sehr aktuell, wie der Publizist Sebastian Haffner in einem Essay für die Zeitschrift „Stern“ im Frühjahr 1971 schrieb:
„In den 72 Tagen der Pariser Commune ging es zum erstenmal um Dinge, um die heute in aller Welt gerungen wird: Demokratie oder Diktatur, Rätesystem oder Parlamentarismus, Sozialismus oder Kapitalismus, Säkularisierung, Volksbewaffnung, Frauenemanzipation – alles stand in diesen Tagen plötzlich auf der Tagesordnung, von allem findet man in der Commune spontane Urformen.“
Das schrieb Haffner vor 50 Jahren und ich denke, ein Großteil der Fragen sind immer noch oder auch wieder im Jahr 2021 aktuell.
- Veranstaltung: 1871: La Commune de Paris – 72 Tage, die die Welt bewegen...
- Programm/Unterlagen: Link
- Vortrag - Salon
- Oktober 2020

vom September 1870 bringt es auf den Punkt:
Die Annexion von Elsaß-Lothringen dient nicht
der Heimholung deutscher Kulturlandschaften.
Hauptziel ist es, Frankreich zu schwächen
Salon mit zwei Gästen
Wann: Sonntag, 4. Oktober 2020, 11:00 bis 13:00 Uhr
Wo: Café des Kulturzentrums Merlin, Augustenstr. 72, Stuttgart-West
Eintritt: 5€, Kaffee, Tee und Croissants können bestellt werden
… und doch siegen wir“, schrieb Bismarck im August 1870 an seine Frau. Im Juli 1870 begann der Krieg zwischen Frankreich und den deutschen Ländern unter Führung Preußens. Die Regierungen Preußens und Frankreichs wollten den Krieg, um ihre Vormachtstellung auf dem europäischen Kontinent auszubauen. Und sie bekamen ihn. Frankreich war schlecht gerüstet, und die deutschen Truppen hatten im Grunde keine Taktik. Sie griffen die auf Bergen verschanzten Franzosen frontal an – und siegten unter großen Verlusten, worüber sich selbst Bismarck wunderte.
In unserem Salon wollen wir an die vergessenen Seiten dieser europäischen Tragödie erinnern, bewegende Zeitzeugenberichte und Zeugnisse aus Kunst und Kultur vorstellen.
In der anschließenden Diskussion soll es auch darum gehen, ob es möglich gewesen wäre, den „70er“ Krieg und damit den katastrophalen Lauf der europäischen Geschichte im letzten Jahrhundert zu verhindern.
Kooperationspartner:
- Bericht
- Oktober 2020
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Vor einem Monat haben wir nach einem halben Jahr Pause wieder zu einem Salon eingeladen. Thema war der deutsch-französische Krieg vor 150 Jahren und seine Folgen. Rund 20 Gäste kamen und das anschließende Gespräch verlief sehr lebendig. Im Mittelpunkt der Diskussion stand das Schicksal von Elsass-Lothringen, das nach dem deutschen Sieg Teil des neuen deutschen Kaiserreichs wurde, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung dieses Gebiets dies nicht wollte. Diese Annektierung beeinträchtigte das Verhältnis der beiden Länder nachhaltig, die Folgen prägten die europäische Politik bis weit in das 20. Jahrhundert.
- Vortragstext
- Mai 2020
Ich hatte im Gymnasium im württembergischen Schorndorf einen im Großen und Ganzen guten und gründlichen Geschichtsunterricht. Ausführlich wurden das 19. Jahrhundert und die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts behandelt. Der Deutsch-Französische Krieg von 1870 und 71 kam auch vor, aber ich erinnere mich so daran, dass er als relativ harmlos dargestellt wurde, vor allem als Vorspiel zur deutschen Vereinigung behandelt wurde. Das ist vielleicht verständlich, wenn man bedenkt, was hinterher kam, das Jahrhundert der Katastrophen mit seinen Weltkriegen, Zivilisationsbrüchen, Völkermorden.
Auf jeden Fall war dies meine Sichtweise, als mich vor einigen Jahren Kollegen aus dem Saarland in ein sympathisches Restaurant nach Frankreich einluden. Es liegt auf einer Anhöhe namens Spicherer Höhen, ungefähr 10 km von der Saarbrücker Innenstadt entfernt. Direkt hinter dem Gasthof ist ein steiler Abhang, an dessen Fuß die Grenze zu Deutschland verläuft.
Die Freude aufs gute französische Essen wurde dann allerdings stark getrübt, als ich den Text las, der auf einem Gedenkstein steht, der dort aufgestellt ist. Am Nachmittag des 6. August 1870 griffen preußische Truppen französische Einheiten an, die auf den Spicherer Höhen lagen. Bis zum Abend gelang es ihnen, die Franzosen aus ihren Stellungen zu vertreiben. Deshalb gibt es in Berlin bis heute die Spichernstraße und eine gleichnamige U-Bahnstation.
Die „heldenhafte“ Erstürmung der Spicherer Höhen war vor allem ein grauenhaftes Gemetzel; wie im Rausch schossen die Gegner erst auf einander und bohrten sich dann im Nahkampf die Bajonette in die Leiber. Innerhalb weniger Stunden wurden 5 000 deutsche und 2 000 französische Soldaten getötet oder verletzt, 2 000 Franzosen gerieten in Gefangenschaft.
- Bericht/Postkarte: Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71
- Veranstaltung: Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71: „Nur Faust, kein Kopf …“
- Fakten
- März 2020
… liegt 150 Jahre zurück. Ist ein solch lange vergangenes Ereignis heute noch von Interesse? Immerhin stolpert man in deutschen Städten immer wieder über Gedenksteine und sieht Straßennamen, die an die deutschen Siege im „70er Krieg“ erinnern. In keiner größeren deutschen Stadt fehlen bis heute die Sedan-, Wörth-, Metz- oder Weißenburgstraßen.
In Berlin gibt es zusätzlich eine Spichernstraße und eine gleichnamige U-Bahnstation. Spicheren ist eine französische Gemeinde mit heute 3225 Einwohnern im Département Moselle. Sie liegt direkt an der deutsch-französischen Grenze, 10 km von Saarbrücken entfernt. Am 6. August 1870 gelang es deutschen Truppen, die Franzosen von den Spicherner Höhen zu vertreiben. Es war ein grauenhaftes Gemetzel; wie im Rausch schossen die Gegner erst auf einander und bohrten sich dann im Nahkampf die Bajonette in die Leiber. Am Ende nur eines Nachmittags gab es auf deutscher Seite 5000 Tote, Verwundete und Vermisste, auf französischer Seite 2000. 2000 französische Soldaten wurden gefangen genommen. Genauso grausam ging es in den anderen Schlachten zu, die im August 1870 an der französischen Ost- und Nordgrenze geführt wurden: Weißenburg, Wörth, Metz. Die riesigen Verluste waren selbst der deutschen Führung unheimlich. König Wilhelm von Preußen schrieb in einem Tagesbefehl, man möge in Zukunft „dieselben Erfolge mit geringeren Opfern erreichen“.
Auf französischer Seite wirkte die deutsche Artillerie verheerend, die mit ihren Krupp-Geschützen den französischen Kanonen überlegen war. Dagegen hatte die französische Armee die besseren Gewehre. Sie trafen über 1200 m tödlich, die deutschen hatten nur die halbe Reichweite. Zum ersten Mal wurden die Soldaten mit der Eisenbahn an die Front gefahren. Der 70er Krieg war der erste industrielle Krieg, fabrikmäßig geplant, vorbereitet und geführt. Menschen wurden zu Material und von technokratischen Generalstäben „verheizt“, die sich gleichwohl vormodernen Ehrbegriffen verpflichtet fühlten.
- Bericht/Postkarte: Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71
- Veranstaltung: Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71: „Nur Faust, kein Kopf …“
- Im Rundbrief: FDFK_Rundbrief_Maerz_2020_09.pdf
- Literarische Spiele - Salon
- Februar 2020
- Flugblatt: Link
Wann: Sonntag, 2. Februar 2020, von 11 bis 13 Uhr
Wo: Café des Kulturzentrums Merlin, Augustenstr. 72, Stuttgart-West
Eintritt: 5€, Kaffee, Tee und Croissants können bestellt werden
In unserem Februar-Salon wollen wir gemeinsam mit unseren Gesprächsgästen und dem Publikum eine spielerische Entdeckungsreise in die französische Literatur (Prosa und Poesie) unternehmen, aber ohne Quiz: Stile erkennen und nachmachen, Inspiration nach großen Texten zeigen...
Gespielt wird auf Deutsch, aber die Texte werden auch im französischen Original vorgelesen. Das Publikum ist teilweise eingeladen mitzuspielen.
Schon jetzt können wir die Courage unserer drei Gesprächsgäste loben; sie machen mit, obwohl sie noch nicht genau wissen, welche Aufgaben sie erwarten. Es sind:
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Cathy Nzimbu Mpanumpanu vom Unterstützerverein für den Kongo Ndwenga |
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die Erzählerin Odile Néri-Kaiser |
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der Journalist Dr. Peter Hölzle |
Moderation: Nicolas Rist
Spielerklärung: Jörg Rössig
Lesen Sie auch als Fakt unsere kleine Geschichte der literarischen Spiele, sowie Einzelheiten über die verschiedene Spiele und ihre Ergebnisse unten als Links.
Kooperationspartner:
- Bericht/Postkarte: Ergebnis der literarischen Spiele
- Fakten: Eine kleine Geschichte der literarischen Spiele
- Im Rundbrief: FDFK_Rundbrief_Januar_2020_08.pdf
- Bericht
- Februar 2020
In unserem Februar 2020 Salon im Kulturzentrum Merlin haben wir etwas Neues probiert, ein literarisches Spiel.
Auf dem Podium waren Cathy Nzimbu Mpanumpanu vom Unterstützerverein für den Kongo, Ndwenga, die Erzählerin Odile Néri-Kaiser und der Journalist Dr. Peter Hölzle. Die literarischen Spiele wurden von Nicolas Rist moderiert.
Die Texte wurden auf Deutsch und Französisch vorgestellt.
Die erste Aufgabe bestand darin, Autor und Quelle eines Textes zu erraten. Die Lösung war der Roman Bel Ami von Guy de Maupassant.
Dann mussten die Podiumsgäste ein Gedicht nach Anweisung nachschreiben. Das Originalgedicht war Il pleure dans mon cœur von Paul Verlaine.
Schließlich hatten die Podiumsgäste Anfang und Ende des Romans Madame Bovary von Gustave Flaubert neu erfunden. Das Original wurde unter diese drei Texte gemischt und nun musste erraten werden, welcher Text der richtige war. Das Publikum riet zwar öfter fast richtig - nur, knapp daneben ist eben auch vorbei.
Aber die richtigen Lösungen waren gar nicht das Entscheidende. Viel wichtiger war, dass die Podiumsgäste mit dem allerdings noch recht überschaubaren Publikum eine sehr lebendige Diskussion über französische Literatur geführt haben.
Wir nehmen das als Ermutigung und denken über eine Fortsetzung nach.
- Veranstaltung: Französiche Literatur, spielerisch
- Fakten: Eine kleine Geschichte der literarischen Spiele
- Im Rundbrief: FDFK_Rundbrief_Maerz_2020_09.pdf
- Fakten
- Januar 2020
- Flugblatt: Link
Nach vielen ernsten Themen in unseren Salons wollen wir uns mit unseren Gästen und dem Publikum amüsieren, uns mit Literatur amüsieren! Ist das überhaupt erlaubt? Literatur ist eine Herausforderung, eine Bereicherung, aber auch eine unglaubliche Quelle von Spaß und Vergnügen. In Radio France wird schon länger mit Literatur gespielt, nun versuchen wir, das Beste davon zu importieren … .
Wie sind wir darauf gekommen? Machen wir mal eine kleine Reise in die Geschichte zwischen Literatur und Humor:
Der große Vorreiter war natürlich der Dichter der Renaissance, Francois Rabelais, so lustig und so tief. Ein bisschen später kommen wir zu Voltaire und dabei zu Versailles. Der Film «Ridicule – Von der Lächerlichkeit des Scheins» von Patrice Leconte zeigt, wie dort in der Monarchie die Literatur eine andere Art von Duell ermöglichte, weniger tödlich, aber nicht weniger grausam als die Duelle mit dem Degen.
Im neunzehnten Jahrhundert gab es mit Jules Renard, Alfred Jarry und Alphonse Allais große Schriftsteller, die Freude an absurdem Humor hatten, es folgten ihnen Tristan Bernard und Sacha Guitry.
Im zwanzigsten Jahrhundert wurde die Literatur dann regelrecht durchgeschüttelt: Erst Dada, das die Literatur als Reaktion auf den ersten Weltkrieg und seine Millionen Toten regelrecht explodieren ließ, und kurz danach die Surrealisten, die die Rationalität auf den Kopf stellten. Damals gab es dann natürlich noch andere, die mit weniger spektakulären Mitteln Neues geschaffen haben. Ich möchte an der Stelle Raymond Roussel erwähnen, der Bücher nach bestimmten Regeln geschrieben hat: Ein Satz am Anfang, ein Satz am Ende, der fast identisch klingt, und nun blieb nur noch die Aufgabe, dazwischen ein Buch zu schreiben…
- Bericht/Postkarte: Literarische Spiele mit der klassischen französischen Literatur
- Veranstaltung: Französiche Literatur, spielerisch
- Literarische Spiele mit der klassischen französischen Literatur
- Im Rundbrief: FDFK_Rundbrief_Januar_2020_08.pdf